Inhalt
Datum: 31.01.2024

Von der Naturkontaktstation wird berichtet:

Natur hat keine Grenzen

Lange haben sie darauf gewartet. Jetzt ist es endlich geschafft und das schicke Eigenheim ist nach ihren ganz eigenen Vorstellungen fertig errichtet. Die ebenmäßig gepflasterte Auffahrt und die Wege rund um das Haus und im Garten wurden eigens von einem Profi erstellt. Ein geeigneter Unterbau wurde hergerichtet, mit feinem Sand ab gestreut und mit einem wasserdurchlässigen Gewebe abgedeckt bevor die roten Ziegelsteine darauf verlegt wurden. Unkraut sollte da nicht mehr durchwachsen, so wurde es ihnen zugesagt. Den Holzlattenzaun im friesischen Stil, ganz zu ihrem Haus passend, haben sie mit Hilfe der handwerklich geschickten Väter aufgestellt. Vor dem Zaun, innerhalb des Grundstückes zu den Nachbarn, hatten sie im Herbst Ziersträucher und einen Baum gepflanzt. Mit genügend Abstand zum Nachbarn, dachten sie damals. Der Baum wurde nach besonderen Kriterien ausgewählt. Insekten- und Vogelnährgehölz sollte es sein mit einer nicht zu groß werdenden Krone. Nach eingehender Beratung wurde sich für eine Elsbeere (Sorbus torminalis) entschieden. In die Hecke haben sie geschickt Wildsträucher integriert, die nicht nur für das menschliche Auge schön sind, sondern auch den Insekten im Frühjahr/ Sommer und den Vögeln in der kalten Jahreszeit Schutz und Nahrung bieten.

Nun, drei Jahre später stehen sie staunend vor ihrer Hecke und können es nicht glauben wie schön sie geworden ist. Aber die Freude währt nicht lang. Schon trudeln die ersten Beschwerden der Nachbarn ein. Dass die Hecke durch den Zaun auf ihr Grundstück wächst beklagt die Nachbarin zur Linken und das die Wildsträucher ja nun nicht wirklich passend sind. Über zu viele Wildbienen beklagte sich die Nachbarin zur Rechten. Ihr Sohn hätte eine Bienenstichallergie ließ sie in einer whats app verlautbaren. Und nun? Wie soll man den Wünschen, Begehren, persönlichen Befindlichkeiten der Nachbarn gerecht werden. Man will und möchte doch in friedlicher Nachbarschaft zusammen hier wohnen aber auch den klimatischen Veränderungen, biodiversen und ökologischen Ansprüchen der Natur gerecht werden. Ein persönliches Gespräch wurde herbeigeführt und nach einer gemeinsamen Lösung gesucht. Nach langen, zum Teil hitzigen Diskussionen wurden Kompromisse in beiderseitigem Einvernehmen geschlossen. Die Aussage des Profis hat sich nicht bewahrheitet. In den Fugen des ebenmäßig verlegten Pflasters wächst Unkraut, aber das stört nicht mehr. Da hat der Profi wohl nur an die Wurzelunkräuter und nicht an den Samenflug mancher Arten gedacht. Sie freut sich über die Gänseblümchen.

Die Natur hat keine Grenzen. Hier wächst die Hecke durch den Zaun, da hängt der Ast des Baumes über die Grundstücksgrenze hinweg, an der ein oder anderen Stelle kommt das Unkraut aus den Fugen des Pflasters. Die Natur sucht sich ihre Nieschen. Freiräume werden zurückerobert. Da verschwinden auch schon mal Gartenzäune und wenn nicht aufgepasst wird, wachsen in den Dachrinnen Gräser und Kräuter. Die Natur ist individuell und findet ihren Weg, wenn man sie läßt. Natur hat keine Grenzen. Sie arrangiert sich und wächst in wilder Gemeinschaft zu einem Ganzen zusammen, ganz friedlich. Sicher muß ein gewisses Maß an Ordnung sein und das ist auch gut so. Aber der Mensch sollte sich Miteinander in der Natur in manchen Situationen zum Vorbild nehmen. Das würde manches leichter machen.