Inhalt

Von der Naturkontaktstation wird berichtet:

Auf die Reise gehen....

In diesen Tagen haben wir so ziemlich alle Facetten des Herbstes erlebt. Vom ersten Nachtfrost über Sturm und Regen bis hin zu strahlendem Sonnenschein.

Mit Beginn des Tages, wenn die Sonne noch nicht ganz aufgegangen ist, machen sie sich auf den Weg. Ihre Laute sind bis weit in die Ferne zu hören, auch wenn man sie nicht unbedingt gleich sehen kann. Kraniche - sie haben sich auf den Weg vom Nachtlager zu den Futterplätzen gemacht. Ihr Weg führt sie zu den jetzt abgeernteten Maisfeldern. Dort angekommen, machen sie sich auf die Suche nach den spärlichen Überresten, die beim Häckseln der mitunter meterhohen Maispflanzen nicht auf den riesigen Überladewagen angekommen sind. Es ist nicht ganz einfach für sie noch etwas zu finden, denn die moderne Erntetechnik in der heutigen Zeit frisst fast alles in sich hinein. Da bleibt nicht viel übrig den Magen zu füllen um Energie und Kraft für eine anstrengende Reise ins Winterquartier zu sammeln. Wird dann gleich nach der Ernte der Maisstoppel bearbeitet, um dem Maiszünsler entgegen zu wirken, bleibt noch weniger übrig was zu finden wäre. Hier und da werden dann auch Würmer und Mäuse nicht verschmäht. In einigen Bundesländern allerdings, die auf der Reiseroute der Kraniche liegen, werden manche Maisfelder nach der Ernte nicht beackert, um den Vögeln während der Durchreise eine Nahrungsgrundlage zu bieten.

Zeitgleich mit den Kranichen kommen jetzt auch die Wildgänse hier bei uns an. Aus dem hohen Norden und auf der Durchreise machen sie Rast auf den Äckern, auf denen vornehmlich Wintergetreide aufgelaufen ist. Ganz zum Leidwesen des Landwirtes. Hat ein Schwarm Gänse erst einmal den richtigen Acker für sich entdeckt, kommen sie jeden Tag dorthin zurück und fressen das junge, aufgelaufene Getreide auf großen Flächen kahl. Oftmals werden ganze Felder von ihnen „beerntet“. Hier und da gesellen sich die Wildgänse auch zu den Kranichen. Die dadurch entstehende Geräuschkulisse ist bis in weite Ferne zu hören. Hat man die Chance von einer Aussichtsplattform, einem Hochsitz oder vom Feldrand aus diese Tiere zu beobachten, ist es wie bei Heinz Sielmann und seiner Expedition ins Tierreich. Für mich ist es immer wieder atemberaubend sie zu beobachten und ich stelle mir die Frage, wie sich die einzelnen Familien in diesem Durcheinander wiederfinden können.

Mit Ende des Tages sammeln sich die Vögel dann zum Aufbruch und wie durch ein unsichtbares Zeichen erheben sie sich und fliegen in der für sie typischen V-Formation zurück zum Nachtlager um am nächsten Morgen zurück zu kehren.

Manche Kraniche verbleiben durch die immer milder werdenden Winter mit wenig Schnee auch in unseren Breiten. Sie sind hier mittlerweile heimisch geworden.

Wen sein Weg in diesem Jahr hin und wieder auf die Naturkontaktstation geführt hat, dem wird nicht entgangen sein, dass das Schwanenpaar in diesem Frühjahr mit neun Küken auf den Schönungsteichen zu beobachten war. Inzwischen sind aus Küken stattliche Jungschwäne geworden, die sich nur anhand ihres grauen Federkleides von den Elterntieren unterscheiden. Sie sind mittlerweile selbstständig geworden und man kann sie dann und wann auf dem Acker, der sich hinter den Schönungsteichen befindet beobachten. Ab und an suchen sie noch die Nähe zu den Eltern. Irgendwann werden sie sich abnabeln und sich ebenfalls auf die Reise begeben. Sie werden sich ein neues Revier suchen müssen, denn im nächsten Frühjahr werden sie nicht mehr von den Eltern geduldet werden. Für sie ist es zwar keine Reise in die Ferne der südlichen Länder, aber eine Reise in ein neues Leben.

Dafür wünsche ich ihnen viel Glück. Und wer weiß, vielleicht kehrt ja der ein oder andere Jungschwan mit einem Partner auf die Schönungsteiche am Hasklintweg 24 zurück.