Geschichte des Wappens der Samtgemeinde
Der Künstler riet ab—das Wappen der Samtgemeinde Wathlingen
Einige Jahre waren schon ins Land gegangen, als die Ratsmitglieder den weit über die Landesgrenzen hinaus bekannten Heraldiker Alfred Brecht aus Hannover beauftragten, Entwürfe für ein Samtgemeindewappen zu erarbeiten. Im Juni 1978 legte der Künstler zwei wohlbegründete Entwürfe vor. Alfred Brecht war dabei von der Prämisse ausgegangen, dass eine Samtgemeinde unabhängig von den Einzelgemeinden etwas Eigenes darstelle und den Kirchturmblick überwinde. Zum anderen orientierte sich Brecht an dem ehernen Grundsatz der Heraldik, dass ein Wappen abzulesende Geschichte sei.
Was lag also näher, als auf die vielhundertjährige Oberherrschaft der Welfen, deren Wappenfarben Blau und Gold (Gelb) sind, Bezug zu nehmen? Ein altes Symbol für Gemeinsamkeit, den Garpen (den Kochtopf der Ahnen) nahm er hinzu. Sein Entwurf zeigte einen goldenen (gelben) Garpen auf blauem Grund. Der zweite Entwurf führte die Idee weiter: Auf blauem Grund über einem goldenen Garpen das Sternbild des „Großen Bären“, denn die geographische Lage der Ortsteile der Samtgemeinde ähnelt diesem Sternbild. Schön gedacht, aber der Künstler hatte übersehen, aus welcher Perspektive die Nienhagener auf die Entwürfe blicken. Ein Garpen, so die entrüsteten Ratsmitglieder, sei das Zeichen des alten Adelsgeschlechts derer von Wathlingen. Sie waren so erbost, dass sie dem Künstler vorwarfen, er bevorzuge einseitig die Wathlinger.
Nach diesem denkwürdigen Erlebnis ging der Heraldiker ziemlich ernüchtert, wie in dem Dokument nachzulesen ist, das sich im Kreisarchiv befindet, erneut ans Werk. Er entwickelte 7 weitere Vorschläge. Als letzten Vorschlag mit der laufenden Nummer 9 setzte er den politisch motivierten Kreativvorschlag der Ratsherren um: Auf grünem Grund ein erhöhter schmaler silberner Balken, belegt mit dem roten Amtsstab des Hachemeisters, dem Mittler zwischen Landesherrn und Nienhagener Siedlern. Darüber ein schreitender goldener, nun nicht mehr blau-, sondern rotbewehrter Löwe für die Welfen und Adelheidsdorf, darunter den Garpen aus dem Wathlinger Wappen, der auch für das Gemeinsame stehen soll.
Von diesem Entwurf riet der Künstler aber vehement ab, denn es seien aus den Ortswappen anteilig verschiedene Symbole nur aus politischen Überlegungen zusammengewürfelt worden. So ein Gemeindewappen sei zu überladen und in seiner Botschaft unkenntlich. Aber das Votum des Fachmannes verhallte. In seiner Sitzung vom 20. März 1980 votierten bei einer Enthaltung 22 Ratsmitglieder für genau diesen Entwurf.
Bei der Feierstunde zur Wappenübergabe im Februar 1981 durch Oberkreisdirektor Rathert an Samtgemeindebürgermeister Lienau ließ sich der Künstler aus Krankheitsgründen entschuldigen. (Martin Thunich)