Von der Naturkontaktstation wird berichtet
Gärten des Grauens
Ein Sonntagmorgen. Tage der Hitze liegen hinter ihr. Begleitet von einer angenehmen Kühle startet sie in den Tag. Mit den ersten Sonnenstrahlen macht sie sich auf den Weg. Ihre Fahrradtour führt sie durch weitläufige Wiesenlandschaften. Leichter Morgennebel liegt über der Landschaft. Noch glänzen die Tautropfen wie kleine Kristalle auf dem Gras.
Über gut ausgebaute Fahrradwege erreicht sie bald die nächst größere Ortschaft. Der Spätsommer kündigt sich an. Die Grashalme hängen hier und da weit auf den Fahrradweg. Die Wegränder sind noch nicht gemäht. Aus Rücksichtnahme auf die Natur geschieht dies erst fast am Ende der Wachstumszeit. Sie erreicht das Neubaugebiet. Bunt ist es hier. Die Sommerstauden blühen in vielen Farben. Auf den Schmetterlingssträuchern versammeln sich die ersten Insekten. Schnecken kriechen über die noch nassen Wege. Sie hört das Quaken von Fröschen. Sie haben sich im Regenrückhalteteich angesiedelt. Libellen surren über dem Schilfgürtel. Die Wasserläufer hinterlassen kleine Kreise auf der Wasseroberfläche. Morgendliche Idylle. Etwas weiter im Neubaugebiet sieht es jedoch etwas anders aus. Eine graue Fläche erscheint. Steine! In den unterschiedlichsten Farben. „Auch bunt“, denkt sie, „aber schön ist etwas Anderes“! Da ist kein Leben! Ein toter Garten! An ausgewählten Plätzen stehen immergrüne Formgehölze. Der Buchsbaumzünsler hat ganze Arbeit geleistet. Wie Gespenster stehen die verkahlten Buchsbäume in einer grauen Steinwüste. Kein Wunder! Ihnen ist es wohl etwas zu warm geworden. Die Temperaturen über solchen Steinwüsten erreichen schon mal plus siebzig Grad. Dem Zünsler macht das nicht viel aus. Einem geschwächten Buchsbaum gibt das den Rest. In solchen Gärten findet kein Leben statt. In solchen Gärten gibt es keine Outdoor- Klimaanlage. „Ob die Anwohner nicht wissen, dass eine geschlossene Bepflanzung die Temperatur in diesem Bereich auf plus dreißig Grad „kühlt“?“, stellt sie sich die Frage. Ein Unterschied von vierzig Grad. „Wahrscheinlich sind diese Häuser mit einer Klimaanlage ausgestattet. Über den Klimawandel haben die Anwohner bei der Gestaltung ihres Gartens auch nicht gedacht. Oder gibt es keinen Klimawandel? Der Beitrag gegen den Klimawandel ist das E-Auto unter dem Carport, die Photovoltaikanlage auf dem Dach und eine Heizung über Erdwärme. Ein Anfang!
Viele wissen vielleicht auch nicht, dass die Anlage von Schottergärten laut Niedersächsischer Bauordnung gemäß §9, Abs.2 verboten ist. Diese schreibt vor, das nicht überbaute Flächen von Baugrundstücken Grünflächen sein müssen, soweit sie nicht für eine andere zulässige Nutzung (Wege, PKW Stellplatz, Terasse z.B.) erforderlich sind. Vielerorts kommt es auch zu Verwechslungen zwischen Steingärten und Schottergärten. Das Eine hat mit dem Anderen wenig zu tun.
Bei der Gestaltung der Gärten sollte man also auf den §9 Abs. 2 NBauO achten.
Das bekommt nicht nur der Flora und Fauna gut, auch der Gartenbesitzer selbst profitiert davon.
Und als sie mit den frischen Brötchen im Gepäck nach Hause radelt, freut sie sich über die Pflanzen- und Insektenvielfalt links und rechts des Weges. „Wenn doch nur mehr Menschen „pro Natur“ denken würden, dann wäre für Mutter Natur manches einfacher“, denkt sie in sich hinein und freut sich über die Vielfalt und Idylle in ihrer grünen Oase.
copyrights by naturkontaktstation